Auf Pfaden, die seit langem nicht mehr begangen und befahren wurden, geht es steil bergan über das Hohe Thüringer Schiefergebirge. Schmale Holen schlängeln sich durch den Gebirgswald. Sie streifen historische Meilerplätze, aufgelassene Erzgruben, Bergwiesen und frische Quellen. Wie einst die Fabrikanten (Arbeiter in der damals größten Manufaktur im Herzogtum), wandern wir zwischen der Glasstadt Lauscha und Rauenstein. Denn dort wurde schon 1783 eine Porzellanfabrik gegründet und die lockte, mit guten Verdienstmöglichkeiten, viele Pendler über die Berge.
Die Begehung dieses historischen Weges über das Schiefergebirge ist kein Spaziergang. Etwas Ausdauer und wasserfeste Schuhe sollten mitgebracht werden. Man wird aber überrascht sein, wie nah sich die Orte Rauenstein, Steinach, Steinheid und Lauscha zu Fuß sein können. Eine Tour über das Hohe Thüringer Schiefergebirge auf den Originalwegen, zeigt uns die Natur von ihrer rauen Seite. Sie bietet aber gleichzeitig die Möglichkeit, im Herzen Deutschlands verloren geglaubte Ursprünglichkeit zu erleben. Die Ausgangsorte Rauenstein und Lauscha sind zweistündlich mit der Bahn verbunden - reduzieren die Wanderung also auf einen Tagesausflug. Die Überquerung dauert mindestens 3 Stunden für geübte Wanderer - wir brauchen länger. In Lauscha warten leckere Löwenzahngerichte auf uns.
Aktuelle Infos zum Fabrikantensteig
Dieser Wanderweg vereint Merkmale, die Touristen heute suchen: naturnahe Wege, historisch aufgeladen, die Orte (mit Bahnanschluss) verbinden in denen Einkehr und Übernachtung möglich ist.
Im Jahre 1856 haben Offiziere des Preußischen Generalstabes in den Thür. Staaten Messtischblätter mit topographischem Inhalt kartiert. Dabei beschrifteten sie zwischen Steinheid, Sonneberg, Schalkau und Lauscha genau zwei Wege: den „Rennsteig“ und den „Fabrikantensteg“. Seit einigen Jahren wird dieser Fußweg über das Hohe Thüringer Schiefergebirge wieder begangen. Er ist in Teilen noch in seinem ursprünglichen Zustand erhalten. Damals - seit 1783 - pendelten Arbeiter aus Lauscha auf diesem Weg zu ihrem Arbeitsort in der Porzellanfabrik Rauenstein. Er entwickelte sich vermutlich aus Kohlwegen zu einer durchgehenden Verbindung, finden wir doch hier eine Vielzahl von historischen Meilerplätzen.
Der Steig ist in einer Broschüre des Museumsvereins Steinach kürzlich beschrieben worden. Viele Wanderer nutzen den frisch beschilderten Weg, der nach wie vor im amtlichen Kartenwerk eingetragen ist. Das Magazin Merian widmet ihm in einer aktuellen Sonderausgabe „Thüringen“ einen Artikel. Leider stehen Ortsunkundige an der historisch belegten Stelle im Schwarzholz plötzlich alleine mitten im Wald - ohne Hinweise und Schilder, da die Ausschilderung vom Waldbesitzer (früher Land Thüringen, jetzt Thüringen Forst) nicht geduldet wird. Es sollte doch möglich sein, den Steig in seinen ursprünglichen Verlauf begehen zu dürfen.
Naturpark- und Höhlenführer Ralf Kirchner
96528 Frankenblick, Flurweg 8
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